In der Zeit nach den Kreuzzügen (ca. ab dem 13. Jahrhundert) erweiterten sich in unserem Raum die Klöster stark. Für die Gründung neuer Häuser wurden geschickt die Ränder der Gemarkungen als Niederlassungsplätze ausgewählt. Am Rande der Gemarkung verlor sich das Markeninteresse der Bauern und zum anderen ergab sich für die Klöster die Möglichkeit, nach verschiedenen Seiten erobernd vorzugehen.
Auf dem leeren Westzipfel der Itterbecker Mark richtete sich früh das Interesse der Klöster. Im Jahre 1253 versuchten die Nonnen von Mariaskamp bei Coevorden, das Balderhaarer Gebiet zu gewinnen. Ihre bisherige Niederlassung hatte sich als zu feucht erwiesen und sie hofften, in Balderhaar bessere Existenzbedingungen vorzufinden
Im September 1254 erhielten sie dann auch vom Grafen Otto von Bentheim die Erlaubnis, in der „Mordkuhle“ ein Haus mit so viel Land, wie sie bearbeiten konnten, zu errichten. Sie verlegten ihren Sitz aber nicht nach Balderhaar, sondern nach Assen. In Balderhaar entstand daher der erste Klosterhof.
Noch verstärkt wurde der Drang zur Besiedlung der Itterbecker Mark mit der Gründung des Klosters Sibculo unweit von Balderhaar. Natürlich strebte das Kloster danach, den Erbhof der Nonnen von Mariaskamp zu übernehmen. Im Jahre 1416 verkaufte die Äbtissin dann dem Kloster die Hofstelle in Balderhaar.
Zwischen 1450 und 1454 wurde dann vom Kloster erstmals damit begonnen, aus den natürlichen Tonvorkommen in Balderhaar Klinker zu brennen.
Im Jahre 1533 wurde der Hof Balderhaar wohl aus Mangel an Laienbrüdern erstmals verpachtet.
Im Bereich Striepe wurde vom Kloster Sibculo zunächst ein Schafstall errichtet, Eigenbesitz war hier jedoch nicht vorhanden. Im Jahre 1441 wurde dem Kloster vom Markenrichter von Itterbeck jedoch erstmals das Recht einer bedingten Niederlassung in Striepe zugestanden. Die Pacht dafür wurde an die Itterbecker Grundherren und Bauern gezahlt. Das Kloster wurde aber ausdrücklich verpflichtet, kein Haus, sondern hier nur eine Scheune zu errichten.
50 Jahre später wurde diese Pacht abgelöst und das Kloster erlangte in Striepe jetzt einen festen Anteil der Itterbecker Mark. Die Kultivierung von Ödland konnte hier nun ebenfalls erfolgen.
1515 lagen Geldrische Truppen in und um Nordhorn und Brandschatzten Stadt und Grafschaft. Dadurch entstand dem Grafen von Bentheim eine große Schuldenlast. Zur Deckung dieser Schulden zog der Graf alle Markenverbände heran; auch den Itterbecker.
Da den Bauern das Bargeld fehlte, wandten sie sich an das Kloster Sibculo. Dieses erklärte sich zur Zahlung der benötigten Summe bereit, verlangte jedoch dafür die Abtrennung eines Teiles der großen Itterbecker gemeinen Mark. Die Bauern zahlten damals in Notzeiten gern mit Markboden, weil dies den einzelnen nicht fühlbar belastete.
So verkaufen die Itterbecker Bauern den Mönchen am 1. November 1516 ein Stück ihrer Gemarkung, das „Immenbrook“ genannt wurde. Von den Mönchen wurde hier daraufhin der Iemhof angelegt und damit zur Gründung der Bauernschaft in Wielen wesentlich beigetragen.
Das Kloster Sibculo erlangte so drei vollständige Außenhöfe diesseits der Grenze. Die Höfe entwickelten sich gut, so dass immer mehr Ödland kultiviert werden konnte. Die Reformation bereitete dieser Entwicklung ein Ende. Der holländische Staat zog 1580 nach vielen Wirren die Güter der Klöster ein, auch die im Bentheimischen gelegenen. Die Außenhöfe gingen nun von den Mönchen auf Pächter über.
Zu Zeiten des 30jährigen Krieges war die wirtschaftliche Situation schlecht, danach entwickelten sich die Höfe sehr positiv. Die Entwicklungen verliefen in den unbevölkerten Räumen weit besser als in Itterbeck, wo die Erben sehr eingeengt waren.
Nach dem 30jährigen Krieg wurden die Höfe z.T. auf mehrere Pächter aufgeteilt, so dass es in Wielen vier Höfe in Striepe und Balderhaar je zwei Hofstellen gab.
Wie die gesamte Gemeinde Wielen gehörte auch Vennebrügge zur Itterbecker Gemarkung. Der Name „Vennebrügge“ wird erstmals im Jahre 1196 in Schriftstücken des Bischofs von Utrecht erwähnt. Im Jahre 1418 wird im Venne vor der Stadt Hardenberg erstmals eine Wehranlage gebaut.
Im Jahre 1593 legte der spanische Feldherr Verdugo bei Vennebrügge ebenfalls eine Schanze an. Auch die Franzosen benutzten diese Schanzen von 1799 bis 1813. Auf dem Gebiet der Grafen von Bentheim wurde der Name „Vennebrügge“ erst viel später gebraucht. Auf der Karte der Grafschaft Bentheim von 1805 wird der Name „Vennebrügge“ nicht erwähnt. Eingezeichnet ist auf dieser Karte der Name „Crull auf der Belt“
In der Gauß`schen Landesaufnahme von 1854 - 1556 ist der Name „Vennebrügge“ erstmals auf Bentheimer Gebiet eingezeichnet. In der Beschreibung der Mönchshöfe von 1658 des Staatsarchivs Osnabrück wird für die Gemeinde Wielen u.a. auch der Name „Gerrit von Vennebruggen“ aufgeführt.
Insgesamt ist die Gemeinde Wielen, die die vier Ortsteile Wielen, Balderhaar, Striepe und Vennebrügge umfasst, also aus der Itterbecker Mark entstanden.
Bis etwa 1800 hat es in Wielen selbst nur vier Höfe gegeben. Im 19.Jahrhundert entstanden dazu noch ein selbstständiger Hof(Welleweert), zwei Heuermannstellen, eine Pachtstelle und vier fürstliche Neubauernstellen. Alle anderen Höfe sind erst um oder nach der letzten Jahrhundertwende entstanden.
Im Jahre 1821 hatte die Gemeinde erst 71 Einwohner, um 1890 ca. 100. Im Jahre 1939 hatte Wielen 85 Haushalte mit 485 Einwohnern.
Von dem Namen des Baches(Wellbecke) kann die Bezeichnung Wielen (Quellgebiet(Welle = Quelle)) abgeleitet werden. Dieser Bach entspringt im Bereich der Ortslage.
Wielen war bis 1900 umschlossen von wilden Moor- und Heideflächen. Die Besiedelung ist von zwei Seiten vorgenommen worden und zwar von Overijssel und von der Grafschaft Bentheim aus. Die Landesgrenze hatte auf die Besiedelung keinen Einfluss. Die Natur des vorliegenden Geländes brachte es mit sich, dass die Wielener Höfe links und rechts in der ehemaligen Itterbecker und Raderwijker Mark gebaut wurden.
Der deutsche Teil von Altwielen hat der Gemeinde (einschl. Balderhaar, Striepe und Vennebrügge) den Namen gegeben. Der niederländische Teil Altwielens gehört jetzt zur Gemeinde Radewijk.
Bei der Entstehung und Lage Wielens ist es kein Wunder, dass auch die Staatsangehörigkeit bei der Besiedelung keine große Rolle spielte.
Bis zum ersten Weltkrieg war das Bewusstsein einer Staatsangehörigkeit in der Grafschaft und besonders in Wielen nicht sehr ausgeprägt. Noch in den 30er Jahren kam es vor, dass sogar Brüder unterschiedliche Staatsangehörigkeiten hatten.
1939 waren in Wielen über die Hälfte der Einwohner Niederländer. 60% der Schulkinder waren damals ebenfalls Niederländer.
Wielen hatte 1950 693 Einwohner, 1995 614 Einwohner und im letzten Jahr waren es 604 Einwohner, die auf einer Fläche von 23,06km² wohnen.
Damit ist Wielen in der Grafschaft und an der deutsch / niederländischen Grenze ein ganz besonderer Ort!
Quellen: Grafschafter Heimatkalender 1931; Grafschafter Jahrbuch von 1939; Bentheimer Jahrbuch von 1975; Bentheimer Jahrbuch 1980; Bentheimer Jahrbuch 1981; Bentheimer Jahrbuch 1991; Auskünfte der Gemeinde Wielen